Freitag, 1. April 2005

Nicht nur am 1. April....

nathistsind manche Zeitgenossen zu Scherzen aufgelegt:

Banksy (siehe Foto links), Britischer Graffiti-Künstler und Mitglied des Wooster Collective schaffte es, mit Aktionen in den letzten Wochen gleich mehrere renommierte New Yorker Museen an der Nase 'rum- und vorzuführen:

Angetan mit einem Mantel a la Inspector Closeau, Schlapphut, falschem Bart und falscher Nase, schmuggelte er einige seiner Kunstwerke in die Museen und - hängte sie einfach an die Wand.

Und dort blieben sie auch hängen - unbemerkt.

Die Dame mit der Gasmaske (linkes Bild) hing zwei Tage im Metropolitan Museum of Art, der mit Flugzeugabwehrraketen bewaffnete Käfer (mittleres Bild), genannt "Withus Oragainstus" eineinhalb Tage im Natural History Museum und die Andy Warhol nachempfundene Suppendose der britischen Billigmarke Tesco blieb im Museum of Modern Art (MoMA) beinahe eine Woche lang unentdeckt.
gasmaskebeetleuszuppa Banksy gab Reuters ein Telefonterview aus einem nicht näher bekanntge- gebenen Ort in Großbritannien:

momaspex"Meine Schwester hat mich dazu inspiriert. Eines Tages hat sie einen Haufen Bilder von mir auf den Müll geworfen und ich fragte sie, warum sie das täte.

'Es ist ja nicht so, dass das Zeug einmal im Louvre hängen wird' - also habe ich die Herausforderung angenommen. Ich dachte: warum warten, bis ich tot bin..."

Alle Aktionen fanden am 13. März statt, nach seinen Angaben wurde Banksy dabei von 2 Komplizen gefilmt und unterstützt, indem sie im Bedarfsfall für Abwechlung sorgten: "Sie begannen dann ein "Gay tiff" (Streit zwischen schwulen Liebespaaren, Anm.), schrien herum, veranstalteten Lärm und benahmen sich auch sonst unmöglich."

Dies ist nicht der erste Auftritt von Banksy: im Vorjahr schmuggelte er einige seiner Werke in den Pariser Louvre und die Londoner Tate Gallery.

Wien darf nicht...

SO ist es richtigKärnten werden. Die Frage, ob Satire eine Kunstform ist, stellt sich dabei allerdings nur bedingt, denn, wie Günther Traxler im heutigen "Standard" zu Recht feststellt: Wer sich selbst zur Witzfigur macht, kann durch Satire nicht mehr bloßgestellt werden.

Montag, 28. März 2005

BLAU...

Man darf sich hämisch freuen, wenn Herr Strache im Ö1-Mittagsjournal erklärt, seine Partei sei ein "Reservat für dynamische Leute" und dabei beweist, dass man nicht aus Istanbul stammen muss, um die deutsche Sprache unzulänglich zu beherrschen.

Protest gegen diese Partie (Partei) ist ja immer zu begrüßen.Wenn allerdings das Plakat selbst nicht Ziel der Aktion sein kann, ohne Gewalt gegen Sachen anzuwenden, weil darüber eine Glasscheibe liegt, kann dies zu originellen Ergebnissen führen...

strache blau

Freitag, 25. März 2005

Weil doch Karwoche ist...

jesus sollte nicht unerwähnt bleiben, dass am Gründonnerstag vor genau 2404 Jahren (der damals natürlich noch keine Gründonnerstag war) Sokrates von einem Athener Gericht wegen "Gotteslästerung und Verderbens der Jugend" zum Tode verurteilt worden war. Bekannt ist die von Platon überlieferte Apologie.

Wie Günther Traxler dieser Tage im Standard anmerkt, bestehen hier geradezu verblüffende Parallellen zum ebenfalls von Athener Behörden abgehandelten Fall Haderer:

Gerhard Haderer wird vorgeworfen, mit seinem Bildband "Das Leben des Jesus" "eine Religionsgemeinschaft beschimpft" zu haben - weshalb er in Abwesenheit zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Dies ist eine überaus unangenehme Situation, zumal seit kurzem der europäische Haftbefehl existiert, der eine Auslieferung Haderers an die Griechen sehr erleichtert. Nicht nur die Grünen haben sich für Haderer eingesetzt, wer möchte, kann auch online eine Petition der IG-Autoren unterzeichnen oder die Petition downloaden, ausfüllen und an die IG-Autoren senden.

All jene, die das Buch nicht kennen, können sich das leben des jesus (pps, 694 KB)als kleinen Überblick 'runterladen.

Und noch eine erbauliche Meldung zum heutigen Karfreitag: Besonders perfiden Sinn für Humor beweist Pro Sieben beim diesjährigen Osterprogramm: "Stirb langsam" am Karfreitag (22:20 Uhr). Wobei nichts gegen den Film selbst zu sagen ist, ein Klassiker seines Genres. Nicht unbedingt, was man gemeinhin unter "Fernsehen zum Gernsehen" versteht, dennoch ist Mr. McLane (Bruce Willis) im Wohnzimmer ein stets willkommener Gast. Aber ausgerechnet Karfreitag?

Mittwoch, 23. März 2005

Am Ostersonntag...

so sehr idealisiert, dass es fast schon wieder realistisch ist...wird Harry Rowohlt sechzig. Zu diesem Anlass hat er der "Zeit" ein launiges Interview gegeben, in dem er über den "stinklangweiligen" James Joyce, sein Talent zur Feindschaft und deutsche Humorprobleme plaudert: "Der normale Literaturkritiker reagiert stinkig, wenn er sich unterhalten fühlt. Wenn er nicht nach Strich und Faden dumm- und krummgelangweilt wird, kann er Texte nicht ernst nehmen."

Im gleichnamigen Verlag (verwandt, aber nicht beteiligt) erscheint nach einer langen Durststrecke mit "Best of" Ausgaben endlich wieder Neues von Max Goldt: "Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens"fasst Kolumnen und Aufsätze aus den Jahren 2002 bis 2004 zusammen: Wir erfahren unter anderem, dass es «dank der guten baupolizeilichen Bestimmungen in Deutschland ja möglich ist, seitlich an so ziemlich allem, was hässlich ist, vorbeizugehen». Definitiv nicht links liegen lassen sollte man Goldts Erörterungen zum «süßen Nichts», erfahren wir doch hier Grundsätzliches über Pfeffermühlen und Herrenunterhosen. Im Verlaufe des Gesprächs mit einem Freund lobt dieser seinen Gastgeber für seine «angenehm ungroße Pfeffermühle», was Herrn Goldt doch ein wenig kränkt. «Wo doch alle Welt mit Riesendildos pfeffert, ist es ein Einfaches, sich abzugrenzen, indem man sich bescheiden gibt.»

Was die besagten Unterhosen anbelangt: Endlich erfahren wir einen guten Grund, bei Unterwäsche einer kryptischen Marke wie HOM den Vorzug vor sauteuren Slips zu geben, deren Vorderseite gut sichtbar ein Designername eingestickt ziert: «Wenn ich heute eine Unterhose trage, auf der ‹Otto Kern› steht, kommt es mir manchmal so vor, als ob ich die Wäsche eines tödlich verunglückten Lagerkameraden trüge.»

Und noch ein historisch bedeutsames Ereignis findet heute statt:

Die Stadt Utrecht versöhnt sich nach 363 Jahren mit dem Philosophen Rene Descartes, berichtet Christoph Lüthy in der NZZ: "In der öffentlich verlesenen lateinischen Erklärung steht: 'Nach Beratungen mit den Professoren aller Fakultäten widerrufen wir, Willem Hendrik Gispen, jetziger Rektor dieser Universität, und Annie Brouwer-Korff, jetzige Bürgermeisterin der ruhmreichen Stadt Utrecht, feierlich das vom Universitätssenat verabschiedete 'Urteil über die neue Philosophie' vom 17. März 1642 (alten Stils), welches am 24. März desselben Jahres vom Rat der Stadt bestätigt worden ist.' Die Versöhnungsformel endet mit Entschuldigungen an die Adresse von Descartes und dem Wunsch, dass dessen 'Philosophie an dieser Universität bis in alle Ewigkeit gelehrt werden möge'."

Mittwoch, 16. März 2005

Mal etwas selbst Gebasteltes...

Auf Anregung eine kleine Abwendung vom Eklektizismus: ein eigener Text, der nach einer Fahrt zur Arbeit entstanden ist:


Die pudelbemützten Massen starren in die Neonröhren, in die U-Bahn-Röhre und aneinander vorbei. Vielleicht denken sie noch daran, was sie gestern abend in der anderen Röhre gesehen haben, vielleicht sind sie stolz darauf, es als Verblödung erkannt zu haben, vielleicht nicht, wahrscheinlich haben sie jedenfalls genossen, was ihnen vorgesetzt wurde, gesehen wird, was ins Kastl kommt. Ihre H&M-Kleidung unterscheidet sich nur in der Farbe. Ich wundere mich, dass keiner Amok läuft, nicht einmal der Sandler, der seinen Schlafsack umklammert hält und einen Schutzwall aus Gestank mit sich herumträgt. Bis auf ihn erfüllen alle eine wichtige Funktion im Getriebe. Manche Künstler bauen Maschinen ohne Zweck, alles dreht sich, alles bewegt sich, es piept und knarrt, Gauklertricks. Die Studenten und Studentinnen mit ihren Eastpak-Rucksäcken und, bei den Studentinnen, daran angebrachten kleinen Stofftieren werden noch zu beweisen haben, dass sie sich als Zahnrädchen in dieser Konstruktion eignen.

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